9. Theutbirgweg
Der Theutbirgweg führte früher zum Kirchhofstor. Das war eine kleine Pforte in der Stadtmauer, die normalerweise immer geschlossen war. Sie war entstanden, als die Arbeiter der herrschaftlichen Schmelzhütte (später Minervahütte, Kabelwerk Thielmann, heute Westerwaldstraße 42-46) ein Loch in die Stadtmauer brachen, um die Menschen retten zu können, die sich beim großen Stadtbrand 1723 auf den Friedhof geflüchtet hatten. So gesehen hatte die Stadtmauer nach 1723 eigentlich 5 Tore.
Dieser Weg ist die einzige Möglichkeit, mit Fahrzeugen auf den Kirchberg zu gelangen, der sonst nur über Treppen zu erreichen ist.
Wer war Theutbirg?
Theutbirg war die Tochter von Robert I. Er war Graf im Worms- und Oberrheingau, ab 741/42 königlicher Pfalzgraf und 757 königlicher Missus in Italien. Theutbirgs Vater war eine bedeutende Stütze König Pippins des Jüngeren, dem Vater Karls des Großen. Ihre Mutter Williswinda, war eine Mitbegründerin des Klosters Lorsch. Theutbirg war verheiratet mit Konrad, dem Grafen im Lahngau.
Sie muss begütert gewesen sein, sonst hätte sie nicht ihre Besitzungen u. a. in „Haigrahe“ dem Kloster Lorsch a.d. Bergstraße schenken können.
Diese Schenkung ist die schriftliche Ersterwähnung Haigers im Jahr 778 n. Chr.
Die Originalurkunde ist nicht mehr vorhanden. Es existiert jedoch eine Abschrift. Das Kloster Lorsch war 764 von ihrer Mutter Williswinda und ihrem Bruder Cancor gegründet worden. Theutbirg trat als Witwe in das Kloster ein. 781 wurde die Schenkung schriftlich erneuert.
Gehen Sie nun zur evangelischen Stadtkirche. Das nächste Schild befindet sich an der Mauer neben der Treppe zwischen Kirche und Pfarrhaus (Hochzeitstreppe).