Das neue Haigerer Stadtmuseum (siehe Bericht oben) startet mit einer Sonderausstellung unter dem Motto „Vom Heimat- zum Stadtmuseum - Zeitreise in Bildern von 1914 - 2025“. Diese entführt ihre Besucher in die Geschichte eines Museums, das längst mehr ist als ein Hort vergessener Antiquitäten. Bereits 1914 entstand bei den Feierlichkeiten zur 1000-Jahr-Feier Haigers der Grundgedanke einer Altertumsausstellung – ein erster, leiser Ruf nach einem Heimatmuseum. Doch das Unheil des Ersten Weltkriegs verhinderte den erhofften Aufbruch, die vielversprechende Sammlung zerstreute sich in den Wirren der Zeit.
Die Vision eines lebendigen, informativen Museums blieb jedoch lebendig – im Herzen und Geist des Heimatforschers Dr. h. c. Karl Löber. Er träumte von einem Ort, an dem die Geschichte Haigers in einer kunstvoll zusammengestellten und abgestimmten Sammlung erlebt werden konnte. Löber war überzeugt: „Ein Heimatmuseum soll kein Trödlerladen mit wahllos zusammengestellten Kuriositäten sein, auch kein ‚Renommierladen‘ oder eine Anhäufung verstaubter Antiquitäten.“
Mit diesem Anspruch nahm er die Herausforderung an, ein Museum zu schaffen, das den Besucher von den ersten Anfängen bis in die Gegenwart führt.
Die Verwirklichung erfolgte Schritt für Schritt: Mit der Gründung des geschichtlichen Arbeitskreises Haiger und sein Raum 1966 und dem Kauf des „Hauses Fischbach“ 1976 nahm das Vorhaben konkrete Formen an.
Die feierliche Einweihung am 25. Juni 1978 markierte nicht nur die Eröffnung eines Museums, sondern den Beginn einer kontinuierlichen Erweiterung und lebendigen Pflege der Sammlung.
Im Laufe der Zeit fanden wichtige Erweiterungen statt: Vom Dachgeschoss als Ausstellungsfläche, das ab 1983 das handwerkliche Können vergangener Zeiten mit Schuster-, Wagner- und Sattlerwerkstätten erneut aufleben ließ, bis hin zu archäologischen Fundstücken aus der keltischen Zeit.
Besonders innovativ war der Ansatz, die Museumssammlung nicht nur physisch, sondern auch digital zu erschließen. Was einst in Karteikarten niedergeschrieben wurde, erlebt heute mit Museum.digital eine Renaissance – jedes Objekt wird akribisch inventarisiert, beschrieben und fotografisch dokumentiert. Besucherfreundlich war die Einführung der Tonbandanlage im Jahr 1983, mit der Gäste auf Knopfdruck tiefere Einblicke in die Geschichten der Exponate gewinnen konnten – eine Technik, die den Museumsbesuch schon damals zu einem interaktiven Erlebnis machte.
Über die Jahrzehnte hinweg blieb der Zugang zum Museum stets einladend und persönlich. Seit 1980 führt Sabine Wehnge-Davis das Museumsstübchen, das den Besucher willkommen heißt und den Zugang zur Ausstellung ermöglicht. Nachdem das Museum viele Jahre erfolgreich im Auftrag der Stadt durch den geschichtlichen Arbeitskreis betreut wurde, übernahm 2012 die Stadt Haiger die Leitung – ein Wechsel, der das Erbe des Museums weiterführt und in die Zukunft trägt.
Inhaltliche Neuausrichtung
Ein wichtiger Aspekt in der Geschichte des Museums ist die Umbenennung vom Heimatmuseum zum Stadtmuseum, die nicht nur eine sprachliche Anpassung darstellt, sondern auch eine inhaltliche Neuausrichtung widerspiegelt. Bildete früher die Volkskunde (Sitten, Gebräuche und Sprache) einen inhaltlichen Schwerpunkt, so steht heute die Geschichte der Stadt mit ihren 13 Stadtteilen im Fokus. Das Stadtmuseum erzählt die gesamte Entwicklung Haigers und beleuchtet verschiedene Epochen, Ereignisse und Persönlichkeiten, die die Stadt geprägt haben – von den ersten Siedlungen bis in die moderne Zeit.
Die Themenvielfalt verdeutlicht, wie sich Haiger und seine Stadtteile verändert haben und wie Geschichte bis heute fortgeschrieben wird.
Die Sonderausstellung 2025 würdigt diese bewegte Geschichte und zeigt, wie Leidenschaft, Beharrlichkeit und die unerschütterliche Liebe zur eigenen Heimat ein Museum geformt haben, das heute ein kulturelles Herzstück der Stadt Haiger darstellt.
Besucher erwartet eine Ausstellung, die nicht nur vergangene Zeiten beleuchtet, sondern auch den Blick in die Gegenwart freigibt – ein Museum, das Geschichte lebendig werden lässt.