Für Frieden und Menschlichkeit eintreten


„Wir wollen die Opfer von Kriegen und Gewalt vor dem Vergessen bewahren“, sagte Haigers Bürgermeister Mario Schramm im Rahmen der Gedenkstunde zum Volkstrauertag, die in der Friedhofskapelle und auf dem Ehrenfriedhof in Haiger stattfand. Es gehe darum, „für Freiheit und Menschlichkeit einzutreten“, forderte der Rathaus-Chef, der gemeinsam mit dem stellvertretenden Stadtverordnetenvorsteher Rainer Binde (FWG) einen Kranz niederlegte.

Die musikalische Umrahmung übernahm der Posaunenchor Langenaubach (Leitung: Helmut Bachmann), geistliche Impulse trug Prädikant Andreas Rompf (evg. Kirchengemeinde) zu der Veranstaltung bei.

„Der Frieden fängt bei jedem Einzelnen an“

Rompf machte deutlich, dass „der Frieden bei jedem Einzelnen anfängt“ und erinnerte an Aussagen Jesu aus dem Lukasevangelium. Darin gehe es darum, „nicht nur gut zu Menschen zu sein, die auch uns wohlgesonnen sind, sondern auch denen zu helfen, die nicht gut zu uns sind“. Ziel müsse es sein, „im Alltag Zeichen des Friedens zu senden“, sagte Rompf und zitierte das Gebet für den Frieden von Franz von Assisi mit der Kernaussage: „Herr, mache mich zu einem Werkzeug Deines Friedens“.

Bürgermeister Mario Schramm zitierte den Autor Berthold Brecht mit den Worten: „Lasst uns die Warnungen erneuern. Denn der Menschheit drohen Kriege - … und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden“. Krieg sei in Deutschland zum Glück seit vielen Jahrzehnten nicht mehr präsent. Doch dass sich dies schnell ändern könne, zeigten die Geschehnisse der letzten zweieinhalb Jahre in der Ukraine und in Israel. „Erneut sind viele tausend Tote zu beklagen, Millionen Menschen befinden sich in Angst und Schrecken vor allen Dingen im Hinblick auf das, was noch kommt.“

„Gutes Miteinander der Nationalitäten weiter leben“

Niemand dürfe vergessen oder unterschätzen, „dass auch die Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft zunimmt – darauf müssen wir ein Auge haben, um gegensteuern zu können“.

In Haiger lebten seit vielen Jahrzehnten über 70 Nationalitäten friedlich und respektvoll miteinander. „Es ist wichtig, dass dieses Miteinander, für das ganz wesentlich unsere Kirchen und Gemeinden verantwortlich zeichnen, auch weiterhin so bleibt und gelebt wird“, sagte Schramm.

Nach Angaben des Lahn-Dill-Kreises werde die Zahl der Flüchtlinge wieder ansteigen. Hier sei „Hilfsbereitschaft und Solidarität gefragt“. Schramm schloss seinen Redebeitrag mit dem Totengedenken, das Bundespräsident Theodor Heuss bereits 1952 eingeführt hatte. In diesem Gedenken - das gerichtet ist „an Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker“ - , heißt es unter anderem: „Unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“