Große Ereignisse werfen bei der Haigerer Feuerwehr ihre Schatten voraus. Ende August und am 13. September feiert die Freiwillige Feuerwehr ihren 150. Geburtstag. Im Rahmen der gemeinsamen Jahreshauptversammlung der Einsatzabteilung, des Vereins und des Fördervereins gab der Vereinsvorsitzende Daniel Schwedes bereits einen kleinen Vorgeschmack darauf, was zum runden Geburtstag alles geplant ist. Das Programm reicht vom Festkommers mit Musik am 31. August bis zu einem Partyabend auf dem Marktplatz.
Der einstimmig im Amt bestätigte Wehrführer Sven Alber berichtete, dass die Haigerer Wehr im Jahr 2024 insgesamt 175-mal (2023 – 186) angefordert wurde – statistisch gab es also nahezu alle zwei Tage einen Einsatz. Daraus ergaben sich 2703 Einsatzstunden und 2128 Stunden Übungsdienst. Bei den Einsätzen handelte es sich um 27 Kleinbrände, vier mittelgroße Brände und drei Großbrände. Hinzu kamen 61 technische Hilfeleistungen und 41 Alarmierungen durch automatische Brandmeldeanlagen (BMA) sowie acht Brandsicherheitsdienste, 13 Fehlalarme und 18 Einsätze, die unter „Sonstige“ geführt werden. „29 verunglückten Menschen konnte geholfen werden“, sagte Alber. Zu den größten Einsätzen gehörte der Brand in einem Holzsilo mit Hackschnitzeln in Weidelbach in den letzten Tagen des „alten Jahres“. Am ersten Weihnachtsfeiertag waren zahlreiche Atemschutzgeräteträger gefordert, um die Rauchentwicklung und Brandgefahr zu beseitigen. Insgesamt wurden fast 100 Atemluftflaschen benötigt.
„Hinzu kommen noch viele Stunden für die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft und die Gerätepflege“, sagte Alber. Außerdem erinnerte er an Fortbildungen und Lehrgänge auf Kreisebene und an der Hessischen Landesfeuerwehrschule. Zum Jahresende 2024 hatte die Feuerwehr Haiger 52 Einsatzkräfte (drei weiblich, 49 männlich). Die Jugendfeuerwehr besteht aus sieben Jungen und einem Mädchen. Der Alters- und Ehrenabteilung gehören 12 Mitglieder an.
Feuerwehr besteht aus vielen Spezialisten
Von Brandeinsätzen bis zu allen Facetten der technischen Hilfeleistung war das gesamte Einsatzspektrum vertreten. „Man hat im vergangenen Jahr erneut gesehen, dass die Feuerwehr aus vielen Spezialisten bestehen muss, um die Aufgaben, die in der heutigen Zeit an die Frauen und Männer gestellt werden, zu erfüllen“, sagte der Wehrführer. Er dankte den heimischen Industrie- und Handwerksbetrieben sowie dem Einzelhandel für die Freistellung der Kameradinnen und Kameraden zu Einsätzen und Fortbildungen. Die Wehr hoffe, auch weiterhin auf diese Unterstützung zählen zu dürfen.
Er appellierte an die jungen Mitglieder, sich weiterzubilden und Verantwortung zu übernehmen, da in wenigen Jahren zahlreiche erfahrene Mitglieder aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung stünden.
Auch zahlreiche Beförderungen standen auf dem Programm. Feuerwehrmann-Anwärter dürfen sich ab sofort Max Haas, Marc Hermann und Jakob Schol nennen. Feuerwehrmann sind Tobias Keil und Paul Wieser. Zu Oberfeuerwehrfrau bzw. -mann wurden Amy Gollhardt, Matthias Freischlad und Philipp Kasteleiner befördert. Hauptfeuerwehrmann ist jetzt Julius Nagy, den Titel Löschmeister haben Christof Diehl und Gianluca Dilauro inne. Mit einem Präsent ausgezeichnet wurden auch die Kameraden mit den meisten Übungsbeteiligungen. Jan Maiwald kam auf 71 Stunden, Maximilian Michels auf 75 Stunden. Die „Nummer 1“ ist weiblich - Franziska Orth kam auf 75 Stunden Übungsbeteiligung plus rund 50 Stunden für die Jugendfeuerwehr.
Ulrich Eckstein ist seit 60 Jahren dabei
Bei den Ehrungen kam der stellvertretende Stadtbrandinspektor Maximilian Michels auf zehn Jahre. 15 Jahre dabei sind Florian Kasteleiner und Sascha Mittler, auf 20 Jahre bringen es Christian Bartl und der Vereinsvorsitzende Daniel Schwedes. Auf 35-jährige Mitgliedschaft blicken Sven Alber, Jens Ess, Johnny Petters und Matthias Scholl zurück. Ein halbes Jahrhundert ist Günther Hering dabei, Ulrich Eckstein war mit 60 Jahren der treueste Feuerwehrkamerad des abgelaufenen Jahres. Nicht alle Kameraden waren zur Hauptversammlung erschienen, die Urkunden werden aber nachgereicht.
In seinem Grußwort lobte Bürgermeister Mario Schramm einmal mehr die „hervorragende Arbeit der Wehren im Dienst der Bürgerschaft“. „Wir können uns voll und ganz auf Sie verlassen, das ist klasse“, sagte der Rathaus-Chef. Natürlich bleibe die Nachwuchsgewinnung ein Thema. Umso erfreulicher sei es, dass die Feuerwehr-AG (WPU- Wahlplichtfach) der Johann-Textor-Schule so gut angenommen werde. Das Projekt habe Andreas Dilauro und Max Michels aus der Stabsstelle zwar viele Stunden gekostet, aber es habe sich gelohnt.
Der Neubau des Feuerwehrhauses in der „Flur 1“ zwischen Haiger und Allendorf sei in Arbeit – derzeit gehe es darum, das Baurecht zu schaffen. Erst dann könne mit dem Bau begonnen werden. Alle Voraussetzungen seien jedoch erfüllt, der Beihilfeantrag sei fristgerecht gestellt worden. Er hoffe, dass das Baurecht zur Jahresmitte erteilt werde, sagte Schramm. Der Lahn-Dill-Kreis und das Regierungspräsidium in Gießen müssten den Plänen zustimmen, wobei die Naturschutzfrage besonders wichtig sei. Schramm dankte allen Wehrleuten für ihren Einsatz rund um die Uhr.
Lehrgangs-Zuteilung bleibt ein Thema
Stadtbrandinspektor Andreas Dilauro berichtete, die Wehren der Stadt Haiger hätten im vergangenen Jahr 230 Bedarfsmeldungen für Lehrgänge abgegeben – aber lediglich 107 Zuteilungen erhalten. „Das sind 47 Prozent, die auf die Feuerwehren verteilt werden müssen, was fast unmöglich ist.“ 13 Bewerbungen für Atemschutzgeräteträger stünden nur sechs Plätze gegenüber. Vor allem die Teilnehmer an Gruppenführer-Lehrgängen müssten gut auf die Schulungen vorbereitet werden, weil diese sehr anspruchsvoll seien.
Beim Feuerwehrhaus habe man „nach langwierigen Planungen eine gute Lösung hinbekommen“, sagte Dilauro. Die neue Zentrale müsse zukunftssicher gebaut werden. Dass sich Franziska Orth um die Brandschutzerziehung kümmern werde, sei eine große Unterstützung. Man wolle den einzelnen Wehren, die zum Teil ebenfalls Brandschutzerziehung leisten, natürlich nichts wegnehmen. „Das können die einzelnen Wehren nicht alleine leisten“, erklärte der Stadtbrandinspektor. Durch das WPU-Wahlplichtfach der Textorschule sei bereits ein junger Mann zur Feuerwehr in Abteilung Haiger – Mitte gekommen. „Das ist sehr erfreulich, aber diese AG ist auch alles andere als einfach“, meinte Dilauro.
Der „SBI“ dankte den Kameradinnen und Kameraden für ihre große Einsatzbereitschaft und den Familien für ihr Verständnis und ihre Unterstützung der Aktiven.
Ein leichtes Amt hatte Dilauro als Wahlleiter. Wehrführer Sven Alber wurde von den 40 Aktiven der Einsatzabteilung einstimmig in seinem Amt bestätigt.
Der Vereinsvorsitzende Daniel Schwedes erinnerte in seinem Jahresbericht an diverse Aktionen wie zum Beispiel einen Erste-Hilfe Lehrgang, den Truppmann-1-Lehrgang, das Vereinspokalschießen mit der Titelverteidigung sowie die Beteiligung am Altstadtfest. Er dankten allen, die sich beim Altstadtfest eingebracht hatten. Auch in diesem Jahr sind die Wehrleute am 12. Juli bei der großen Fete dabei. Wichtiger für sie sind aber die Termine für das Jubiläum.
Am Sonntag (31. August) findet der Festkommers mit anschließendem Bürgerfrühschoppen mit den „Egerländer 6“ am Marktplatz statt. Am Samstag (13. September) ist ein Partyabend mit den „Silver Birds“ ebenfalls am Marktplatz geplant. Nach einer gelungenen Weihnachtsfeier fand als letztes Highlight des Jahres der Grenzgang zur Blockhütte statt. Ein großes Dankeschön galt den Streckenverantwortlichen Ronny Gollhardt und Ullrich Kasteleiner sowie allen Helfern, die die Wanderer verpflegt hatten.
Leider habe der Verein den positiven Trend der steigenden Mitgliederzahlen in 2024 nicht fortsetzen können. „Deshalb macht bitte Werbung im Freundes-, Familien- oder Bekanntenkreis, denn jeder Einzelne zählt“, sagte Schwedes und dankte seinen Vorstandskollegen für die hervorragende Zusammenarbeit im vergangenen Jahr.
Jugendwartin Franziska Orth blickte auf ein ereignisreiches Jahr mit vielen Aktivitäten und einer guten Ausbildung zur Vorbereitung auf die späteren Aufgaben zurück. So habe man sich in 47 Übungen zum Beispiel mit Gefahrenstellen, dem Umgang mit Gerätschaften, Grundlagen der Wasserentnahme und Fahrzeugen beschäftigt.
Höhepunkt für die Kids war ein Berufsfeuerwehrtag – die 24-Stunden-Übung im Feuerwehrhaus, an der auch die Jugendfeuerwehr Allendorf teilnahm, gipfelte in einem Einsatz auf dem Übungsgelände in Frohnhausen. Aber auch das „Spiel ohne Grenzen“ sowie der Besuch der Berufsfeuerwehr Siegen kamen gut an. Ein Mitglied der Jugendfeuerwehr erreichte die Leistungsspange. Derzeit hat die Nachwuchsabteilung acht Mitglieder. „Wir haben nach wie vor ein Nachwuchsproblem. Insgesamt vier Mitglieder, zwei davon aus dem Projekt der Johann-Textor-Schule, werden in die Einsatzabteilung wechseln. Dadurch wird sich die Mitgliederzahl halbieren“, erklärte Franziska Orth.
Bilanz des Fördervereins
Der Vorsitzende Daniel Schwedes zog in der Hauptversammlung eine Bilanz des Fördervereins. Dieser habe 2024 weniger Geld ausgegeben als in den Vorjahren, was an dem geplanten Neubau des Feuerwehrhauses in Haiger liege. Größte Ausgabe sei ein Seminar gewesen, bei dem es um hydraulische Rettungsgeräte gegangen sei. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Förderung der Jugendarbeit. Ziel des Fördervereins ist auch die Förderung der Übungsbeteiligung. Alle aktiven Mitglieder der Einsatzabteilung, die die 30 Pflicht-Übungsstunden erreichen, bekommen künftig eine Prämie von 100 Euro.
Erfreulicherweise habe man im Vorjahr 41 Mitgliedern diesen Betrag auszahlen können.
In Nachbarstädten gebe es mittlerweile sogar eine Aufwandsentschädigung für Wehrleute, die auch für Haiger wünschenswert wäre. Ziel des Fördervereins ist es, für den neuen Stützpunkt in der „Flur 1“ bei Allendorf die technische Ausstattung eine Atemschutzstrecke zu finanzieren. „Das ist eine enorme Herausforderung“, sagte Schwedes. Er ging abschließend noch einmal auf den geplanten Neubau des Feuerwehrhauses ein. Der Feuerwehr und dem Förderverein sei bewusst, dass dieser Neubau sehr viel Geld kosten werde. Dieses Geld komme aber nicht der Feuerwehr zugute, „sondern der Sicherheit aller Bürger in dieser schönen Stadt“. Schwedes: „Wir benötigen keine goldenen Wasserhähne oder sonstigen Schnickschnack. Wir benötigen ein zeitgemäßes funktionierendes Gebäude, mit dem wir die nächsten Jahrzehnte unsere Pflichtaufgabe erfüllen können.“
Abschließend dankte Schwedes allen Spendern – Privatleuten und der heimischen Industrie, bei der vor allem die Firmen Rittal und Weiss Chemie & Technik seit vielen Jahren die Wehr unterstützten. „Diese Spenden sind wichtig. Nur so können wir das tun, wozu unser Verein da ist!“