Radler-Röhre heißt "Balkan-Tunnel"


Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Der 1114 Meter lange Radwegetunnel zwischen Langenaubach und Breitscheid (bzw. Medenbach) wird „Balkan-Tunnel“ heißen. Die Bürgermeister Roland Lay (Breitscheid) und Mario Schramm (Haiger) zeichneten jetzt die Gewinner des Logo-Wettbewerbs aus, der sehr gut angekommen war. 20 Einsendungen landeten in den beiden Kommunen - letztlich setzte sich mit Renee Eichler ein gelernter „Werbe-Mann“ durch. Sein Logo mit dem „Balkan“ fand die meiste Zustimmung bei der Tunnel-Eröffnung im August.

„Sowohl die Beteiligung an dem Wettbewerb als auch der Besuch bei der Eröffnung des Tunnels war hervorragend“, freute sich Bürgermeister Schramm. Über 130 Besucher des Startschuss-Termins hatten ihr Votum abgegeben, wobei interessanterweise zwei Eichler-Ideen mit nahezu der gleichen Stimmen-Zahl auf den ersten Plätzen landeten. Der „Balkan-Tunnel“ lag nur knapp vor dem „Tunnel im Aubachtal“.

Auf den dritten Platz kam Sebastian Kuhl aus Haiger. Der gebürtige Breitscheider – früher war er Renee Eichlers Nachbar – hatte gemeinsam mit seiner Tochter Mathilda (9) ebenfalls ein sehr gelungenes Logo eingereicht. Mathilda und der Herr Papa durften sich über einen 100-Euro-Gutschein eines Haigerer Fahrrad-Fachgeschäfts freuen, während Renee Eichler „in die Luft gehen“ wird. Er gewann eine Fahrt mit dem Heißluftballon der Stadt Haiger, dem größten Ballon der Region, sowie einen von der Gemeinde Breitscheid gestifteten Rundflug, der auf der Breitscheider „Hub“ starten wird. Vielleicht im kommenden Jahr, wenn dort wieder eine Luftshow starten soll.

Über eine Kollegin hatte Eichler von dem Wettbewerb erfahren- „Mein Ziel war es, dass das Thema kompakt und prägnant rüberkommt. Außerdem wollte ich einen neutralen Namen, der beiden Kommunen gerecht wird“, sagte der Werber bei der Preisverleihung.

„Das Logo wird unserem Vorzeige-Projekt Radwegetunnel gerecht“, erklärte Bürgermeister Mario Schramm und dankte allen Teilnehmern an dem Wettbewerb. 20 Bewerbungen seien ein tolles Ergebnis, zumal zu Beginn nie von einer Preisverleihung für die besten Logos die Rede gewesen sei. Auch der Besuch zur Tunnel-Eröffnung, als rund 200 Radler und Spaziergänger zur Röhre kamen, habe alle Erwartungen übertroffen.

Es sei bereits jetzt erkennbar, dass die Strecke rege genutzt werde. „Wir haben im Zusammenhang mit dem Hessentag die Gunst der Stunde genutzt, und das Ergebnis kann sich sehen lassen“, meinte Schramm. Das gleiche gelte für das sehr gelungene Logo. Der Begriff „Balkan“ werde den ein oder anderen zum Nachdenken bringen, schmunzelte Schramm: „Aber das Nachdenken ist ja etwas Gutes.“ Der Titel werde sich ganz sicher einprägen.

Alle die, wie zum Beispiel Renee Eichler (48), noch mit dem „Balkan“ genannten Schienenbus zur Schule gefahren sind, werden den Begriff sofort einsortieren können. Allen anderen lassen sich die Zusammenhänge gut erklären, was auf Info-Tafeln sowie im Internet geplant ist. Vermutlich hat der „Balkan-Express“ seinen Namen daher, dass die idyllischen Zugstrecken durch tiefe Schluchten und vorbei am Wildweiberhäuschen durchaus den romantischen Balkan-Landschaften ähneln, in denen einst die Karl-May-Filme gedreht wurden.

Breitscheids Verwaltungs-Chef Roland Lay dankte der Stadt Haiger, die als Hessentagsstadt viele Vorleistungen erbracht habe. „Ihr habt uns das Projekt auf dem Silbertablett serviert“, scherzte der Bürgermeister. „Davon profitieren wir jetzt alle.“ Lay sprach von einem praktischen Beispiel gelungener interkommunaler Zusammenarbeit: „Das ist eine tolle Sache und ein gelungenes Projekt.“

Dass das Projekt in nur acht Monaten habe abgeschlossen werden können, sei eine tolle Leistung aller Beteiligten. Da das Thema Mobilität immer wichtiger werde, hätten beide Kommunen „alles richtig gemacht“. Schon heute habe der Tunnel positive Auswirkungen für die Breitscheider Gastronomie. Wenn der Tunnel im touristischen Umfeld beworben werde, könne dies noch besser werden.

Wie die beiden Bürgermeister abschließend erklärten, wird der Tunnel in wenigen Tagen geschlossen, weil die Fledermäuse das Gewölbe zum Überwintern nutzen. Die vier Meter hohen Tore, die die Eingänge verschließen, werden in Kürze montiert. Die Wiederöffnung findet im April 2023 statt. Eine Umfahrung des Tunnels ist möglich. Sie wird in Kürze auch für die Ortsfremden ausgeschildert.

 

Der „Rabenscheider Tunnel“

Der Tunnel auf der Bahnlinie zwischen Haiger und Breitscheid wird im Volksmund „Rabenscheider Tunnel“ genannt, obwohl der Ort Rabenscheid vier Kilometer entfernt liegt. Er verband einst die Orte Langenaubach und Breitscheid auf der so genannten „Balkanstrecke“. Der Tunnelbau wurde im März 1936 begonnen.

Laut „Wikipedia“ wurde mit über 400 Arbeitern rund um die Uhr im Drei-Schichtbetrieb am Bau gearbeitet, der 1939 - im Jahr des Kriegsbeginns - abgeschlossen wurde. Im Rabenscheider Tunnel wurden während des Zweiten Weltkriegs Kriegsgüter produziert.

Seit die Bahnstrecke Haiger – Breitscheid im Jahr 1997 stillgelegt wurde (der Personentransport endete bereits 1980), wird dieser Tunnel (Baujahr 1939), der sich im Besitz der Bahn AG befindet, nicht mehr genutzt. Er ist 1114 Meter lang. Am Tunnelportal auf Haigerer Seite befinden sich bereits ein kleiner Rastplatz, eine Quelle und ein Wassertretbecken im Aubach.